Geschichte der Ballonfahrt
Österreich war und ist ein weltweit führendes Land der Ballonfahrt.
Am 14. Jänner 1784 gelang es dem Grazer Buchdrucker Alois von Widmanstetter, im Garten eines Wiener Bürgers, namens Wenzel von Damm, einen mit heißer Luft gefüllten Ballon dreimal bis in eine Höhe von ungefähr 200 m steigen zu lassen. Wie die Zeitungen der damaligen Zeit zu berichten wussten, tobte das Publikum.
Bereits einige Monate vorher war es den Brüdern Joseph Michel und Jaques Étienne Montgolfier, welche schon seit längerer Zeit mit papierenen Heißluftballons experimentierten, gelungen, am 19. November 1783 einen Heißluftballon aufsteigen zu lassen. Im Korb waren damals ein Hahn, eine Ente und ein Hammel.
Vor den Augen König Ludwigs XVI. hob die papierene Kugel sanft vom Boden ab, nachdem unter ihr ein Feuer entfacht worden war. (Damals vermutete man noch, der Rauch sei die treibende Kraft.) Das abenteuerliche Himmelsgefährt landete problemlos. Nur die Ente hatte einen Flügel gebrochen. - Allerdings nicht als Folge der Landung, sondern durch einen Tritt des Hammels.
Trotz des gelungenen Experiments reagierte der König entsetzt auf den Vorschlag der Brüder Montgolfier, auch Menschen in den Korb unter dem Ballon zu setzen. Nur zum Tode verurteilte Verbrecher kämen dafür in Frage, meinte er, und nach heiler Landung sollte man sie für ihren Mut begnadigen. "Dieben und Mördern soll die Ehre zuteil werden, als erste Menschen geflogen zu sein? Die Franzosen können diesen Ruhm nicht dem Abschaum überlassen!" rief daraufhin der junge Physiker Pilâtre de Rozier aus.
Nach längerer Verhandlung gestattete der König Pilâtre de Rozier und dem Marquis d'Arland als erste Menschen am 21. November 1783 den Aufstieg mit einem Heißluftballon. Der Ballon stieg hundert Meter hoch und landete sicher in acht Kilometer Entfernung.
Ein neues Zeitalter hatte begonnen!
Über 15.000 Personen waren Augenzeugen, als am 6. Juli 1784 das Luftgefährt des Johann Georg Stuwer im Wiener Prater in die Lüfte stieg.
Den Pionieren der Ballonfahrt genügte es freilich nicht, sich nur in die Lüfte erheben zu können. Die neue Kunst wollte ausgefeilt und vor allem praktisch genutzt werden. Es galt, die Luftströmungen zu besiegen, sie entweder zum Partner zu machen oder sie zu überlisten.
Viele Österreicher sind untrennbar mit der Entwicklung der Ballonfahrt verbunden. Um nur einige zu nennen: Jakob Degen, Josef Wimperger, Dr. Johannes Natterer.
Der Linzer Mayrhofer baute als erster einen "Kriegs-Observationsballon" und stellte damit einen wichtigen Beitrag zur Kriegsbeobachtung her.
Weitere bahnbrechende Erfindungen und die Weiterentwicklung verdanken wir Viktor Silberer, welcher ohne weiteres als Ballonpionier der Neuzeit bezeichnet werden kann. Er gründete 1901 gemeinsam mit Franz Hinterstoissner den"Österreichischen Aero-Club".
Am 2. Juni 1905 überquerte Otto von Korwin als erster Österreicher von Dover kommend den Ärmelkanal.
Folgende Namen sind mit der Ballonfahrt in der jüngsten Vergangenheit verbunden: Josef Sladek, Rudolf Brunner, Ing. Josef Emmer, Bruno Marek. Das Duo Emmer-Marek stellte am 25. September 1937 den Höhenweltrekord von 9.374 m auf.
Dem langjährigen Höhenweltrekordhalter Joschi Starkbaum ist es auch zu verdanken, dass die Berge für Ballonfahrer ihren Schrecken verloren haben.
Der Inder Vijaypat Singhania ist in einem Heißluftballon 2005 bis auf 69.852 Fuß Höhe, das sind 21.291 Meter, aufgestiegen und erzielte damit einen neuen Höhenrekord. Der bisherige Rekordhalter, der Schwede Per Lindstrand, hatte 1988 über dem US-Bundesstaat Texas nur 19.811 Meter erreicht.
Auch eines der letzten Abenteuer der Ballonfahrt wurde am 19. März 1999 bestanden.
Nach ihrem Start am 1. März in Chateau d'Oex, Wallis, gelang es den Piloten Bertrand Piccard und Brian Jones mit dem Ballon "Breitling Orbiter III" die Nonstop-Umrundung der Erde mit einem Ballon.
Und am 3. Juli 2002 vermeldete die Presse die erste Alleinumrundung der Erde mit dem Ballon. Dies gelang im sechsten Versuch dem amerikanischen Abenteurer und Multimillionär Steve Fossett nach dem Start am 19. Juni 2002.
Das "Alpenballooning", der Aufstieg aus den Bergen, gilt als eines der letzten großen Naturerlebnisse sowohl für Romantiker als auch für Abenteurer.